Die Fotoserie RAUM|ANZUG ist die visuelle Dokumentation einer Forschungsreise in die Mikro-Kosmen unserer Mitmenschen. Die Arbeit ist über den Zeitraum von einem Jahr in verschiedenen privaten Wohnräumen entstanden. Familien, Paare und Einzelpersonen wurden in ihrem Zuhause besucht und in eine jeweils individuell angefertigte zusammenhängende textile Hülle gekleidet. Mithilfe dieser metaphorischen dritten Haut, die sich über dem ganzen Körper erstreckt, wurden nicht nur die Sinneseindrücke verändert, sondern auch die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, was eine differenziertere Wahrnehmung auf die jeweils gewohnten sozialen und materiellen Strukturen des Alltags im eigenen Zuhause mit sich gebracht hat.
Wohnen ist ein essentieller Bestandteil unserer Existenz und gleichzeitig eine vermeintliche Banalität des Alltags. Wir alle bewegen uns durch diese kreierten Mikro-Kosmen, die unter anderem aus Menschen, Tieren, Pflanzen, Dingen, Gerüchen, Wänden, Türen, Erfahrungen und Gefühlen bestehen, werden von ihnen geformt und nehmen gleichsam Einfluss auf sie. In ihnen entstehen Erfahrungsräume, die uns oftmals eins werden lassen mit der durch Zufall und Absicht entstandenen Umgebung. Das Zuhause gilt als privater Ort, der unser Identitätsempfinden mitbestimmt, an dem wir uns anders verhalten und wahrnehmen als in der Öffentlichkeit. Unsere vier Wände haben starken Einfluss auf die Art wie wir unser Ich in der Welt beheimaten. Die Reisedokumentationen eröffnet einen Diskurs, der auch dazu anregt über den eigenen Mikro-Kosmos nachzudenken, zu reflektieren und nachzufühlen.